In der Dokumentation "Im toten Winkel" spricht die 81-jährige Traudl Junge vor der Kamera über ihr sehr spezifisches Leben. Frau Junge war von Herbst 1942 bis zum Zusammenbruch der Naziherrschaft die Privatsekretärin von Adolf Hitler. Sie arbeitete mit ihm in der Wolfschanze, am Obersalzberg, im Sonderzug und zuletzt im Führerbunker der eingekesselten Hauptstadt. Sie war es auch, der Hitler sein Testament diktierte.
André Heller ist es durch Vermittlung der Autorin Melissa Müller im Frühjahr 2001 gelungen, Traudl Junge von der Sinnhaftigkeit der Aufzeichnung ihrer einzigartigen Erinnerungen, aber auch Verstörungen und Selbstreflexionen zu überzeugen. Gemeinsam mit dem Dokumentarfilmer Othmar Schmiderer erarbeitete Heller aus den über 10 Stunden Material einen 90-minütigen Film, der auf jedes gestylte Beiwerk verzichtet und sich ganz auf die große Wirkung der Erzählerin verlässt.
56 Jahre nach Kriegsende offenbart sich eine wesentliche Augen- und Ohrenzeugin, deren Erfahrungen sie zu einer wütenden Gegnerin des Nationalsozialismus werden ließen, die aber aufs Schmerzlichste außerstande zu sein scheint, dem jungen Mädchen, das sie einmal war und das Sympathie für Hitler empfand, jemals ihre damalige Naivität und Ignoranz zu verzeihen.
Regie: André Heller & Othmar Schmiderer
90 min, colour, German